«

»

Øresund Space Collective / Hallucinations Inside The Oracle – CD-Review

"Hallucinations Inside The Oracle" ist randvoll mit Space Rock-Musik. Viel mehr passt gar nicht auf eine CD.
Diese Veröffentlichung gibt es allerdings auch als Doppel-LP. Davon erschienen zweihundert in schwarzem 180g-Vinyl, dreihundert in blauem Vinyl (Side A/B) sowie mint (Side C/D). Das Gatefold-LP-Format ist handnummeriert.
Bevor es zu den drei Improvisationen kommt, muss zunächst Ed Unitsky ein riesen Lob für das Artwork ausgesprochen werden. Das Øresund Space Collective (ØSC) findet immer Künstler, die für das Cover und Innenleben wahnsinnig gute Bilder entwerfen. Das achtseitige Digipak alleine ist schon ein Hingucker. Wie verhält es sich mit der Musik, die mit "The Oracle" einen Track präsentiert, der über eine Spielzeit von fast einundvierzig Minuten verfügt? Auf der CD kann man dieses Opus ohne Pause genießen. Bei der LP-Ausgabe muss man die Seite wechseln.
Die ØSC-Improvisatoren sind nicht ausschließlich bei diesem musikalischen Kollektiv tätig. So gibt es Querverweise zu den Formationen Camper Van Beethoven, Sista Maj, Tangled Edge, Agusa, Mantric Muse beziehungsweise The Univerzals oder Fri Galaxe.
Zur weiteren Information: »This album was recorded in November 2016 at the Black Tornado Studios in Copenhagen. […]« Aus diesen Sessions wurden unter anderem auch Different Creatures und Ode To A Black Hole veröffentlicht.

"Hallucinations Inside The Oracle" beginnt mit dem fast zwanzigminütigen Space-Mix "Reflections In The Mind’s Eye".
Diese Nummer verfügt klar über fernöstlich-indische Schwingungen. In erster Linie sorgt KG mit seiner Sitar über die gesamte Spielzeit des Tracks dafür. Aber nicht nur er hat die Finger an den Saiten seines Arbeitsgerätes. Nach einem sanften Wimpernschlag-Einstieg ist KG mit seinen fantastischen Fantasien zur Stelle. Es ist ein wahrer Genuss, seinen Klängen, die durchaus auch die melodische Seite des Genres vertreten, zu lauschen. Von den anderen Musikern wird eine geradezu schwebende Kulisse für das indische Instrument kreiert. Man achte dabei besonders auf die feine Schlagzeugbegleitung. Bei zirka fünf Minuten verändert sich die Atmosphäre und wird etwas milder in ihrer Ausstrahlung. Die Drums entwickeln sich prägnanter.
Dann schleicht sich quasi durch die Hintertür des ØSC-Space-labs Jonathan mit seiner Violine ins improvisierte Geschehen ein. Bei steigender Dynamik nimmt der Weltraumgleiter mehr Fahrt auf und die Steuerraketen führen das Gefährt in eine deutlich rockigere Richtung. Toll!

"ESP (Extreme Spacial Perspective)" beginnt sozusagen dort, wo die erste Improvisation endete … mit beeindruckendem Space Rock. Es geht weit in den Weltraum. Alle Antriebsaggregate haben vollen Schub und der heimatliche Planet wird zunehmend zu einem immer kleiner werdenden Fleck im All. Das Øresund Space Collective setzt hier voll auf die Soundmöglichkeiten der Synthesizer und diese Nummer ist einfach gewaltig gut. Obendrein treiben sich hier die E-Gitarren um, die so ab sechs Minuten den Steuerknüppel bedienen.
Im Mittelteil  – Jonathans Farfisa sei Dank – rauschen für wenige Momente alte orbitale Flugobjekte vorbei. Die sich danach entwickelnde musikalische Situation in der ØSC-Kapsel darf man schon als freaky bezeichnen. Als Hörer wird man in eine Art Spannungszustand versetzt. Der Hintergrund verbreitet ein tranceartiges Klima und der E-Gitarre-Charakter ist hypnotisch. Einfach klasse, was das Kollektiv hier bietet. Bester Space Rock!

Dieses Album mögen alle Fans der dänisch/schwedischen Formation, weil hier das indische Saiteninstrument Sitar und die Violine besonders herausgestellt werden. Ob in Teilen der Space-Reise alleine oder gemeinsam aktiv, werden wieder einmal alle Erwartungen und Anforderungen, die man als Kritiker oder Anhänger an diese Art der Musik stellt, geradezu über die Maßen erfüllt.
Man darf sogar so weit gehen, dass die Band einen wohl selten zuvor mit folkigen Space-Variationen  – wie während "Oracle" – in Traumzustände versetzen kann. Bei den vierzig Minuten unterliegt die Dynamikkurve so einigen Schwankungen. Die Ausgewogenheit zwischen sanftem Gleiten und rockend-intensiven Phasen ist fantastisch. Nach fast achtzig Minuten landet das ØSC-Flugobjekt sanft auf dem Öresund-Wasser.

Keine Ahnung, was von den November 2016-Sessions noch zu erwarten ist, aber "Hallucinations Inside The Oracle" gestaltet sich definitiv als ein ganz besonderes Ereignis in Sachen Space Rock.


Line-up Øresund Space Collective:

Hasse (bass, guitar, doun doums, talking drum)
Jonathan (guitar, Farfisa, violin, theremin, dan bau, lap steel)
Dr. Space (analog sythesizers)
KG (sitar, guitars, keyboards, synthesizers)

In Addition:
Tim (drums)
Magnus (guitars, synthesizers)
Jiri (bass)

Tracklist "Hallucinations Inside The Oracle":

  1. Reflections In The Mind’s Eye
  2. ESP (Extreme Spacial Perspective)
  3. The Oracle

Gesamtspielzeit: 79:57, Erscheinungsjahr: 2017

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
Über mich
Meine Seite Im Archiv
Mail: joachim(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>