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Ouzo Bazooka / Dalya – CD-Review

Ouzo Bazooka / Dalya

Die Levante-Region nimmt in der hiesigen Küche einen immer größeren Stellenwert ein, Hummus, Falafel, Bulgur oder Shakshuka sind bei uns inzwischen sehr populär, auch im Hause des Rezensenten gibt es das gelegentlich. Für die Musik gilt diese Popularität in unseren Breitengraden bislang noch nicht. OK, Klezmer oder in den Wurzeln als jiddische Musik bezeichnet, hatte bereits in den frühen Siebzigern einen gewissen Einfluss auf die deutsche Folkszene und wurde in den letzten 20 Jahren auch in der westeuropäischen populären Musik ein wenig bekannter. Orphaned Land sind mir bislang die einzig bekannte und prominente Band, die aus dem Raum Israel Zugriff auf klassische Rockmusik (in diesem Falle Metal) gefunden hat, ohne ihre Wurzeln zu verleugnen und dennoch auch in der westlichen Welt zu punkten.

Und nun lerne ich Ouzo Bazooka, eine sehr coole Indie-Band aus Tel Aviv kennen und bin erst einmal erstaunt, wie man leicht orientalische Klänge mit psychedelischem Rock und dabei gleichzeitig tanzbarer Musik so schmissig vereinen kann. Es erinnert mich ein wenig an einige der frühen Chimären des Krautrocks, die auch oft bemüht waren, folkloristische Elemente genauso zu berücksichtigen wie eingängige Melodien und Rhythmen. Dafür gab es viele Beispiele. Es lohnt sich also, ein wenig genauer drauf zu schauen und vor allem zuzuhören, was da aus den steinigen Wüsten Israels zu uns herüberklingt.

Dabei bietet die Musik auf "Dalya" jede Menge Friedensangebote für westliche Ohren und kommt erstaunlich domestiziert rüber. Die schicken Keyboard-Arrangements sorgen für einen fast modernen Touch, die leicht verdaulichen und einnehmenden Gesänge und die wunderbaren Gitarrensounds vermitteln ein bisschen von der Psychedelik der Düsseldorfer Kultband Vibravoid. Die Harmonien bleiben aber deutlich gezähmter und die Rhythmik will uns nicht allzu sehr in orientalische Vertraktheit verstricken. Nur hier und da bricht in den eingängigen Soli und der ein oder anderen Hookline ("Million Years Of Light") ein wenig orientalisches Flair durch.

Schon der schmissige Auftakt "Monsters" will uns von der ersten Sekunde an in einen lässigen Flow hinein ziehen. Die eingängigen repetitiven Hooks nehmen uns auf wie in Trance und öffnen unsere Membranen für den östlichen Mittelmeerraum, fast schon ein wenig hymnisch und ungemein sexy.

Das cool driftende Instrumental "Alhagamal" nimmt allerdings von Beginn an diesen Geist aus 1000 und einer Nacht auf, bietet einen geradezu hypnotischen Beat, der selbst alkoholgeschwängerte Knie zum Zucken bringt. Beschwingt und völlig losgelöst groovt diese Nummer, fast beseelt vom Rhythmus eines durch die Wüste schreitenden Kamels. Die Keyboards vermitteln abermals Weltoffenheit und relativieren den Wüstenritt zu etwas völlig normalen – so als ob man am Kamener Kreuz mal eben ab in die Dünen biegen könnte. Das ebenfalls instrumentale "Kruv" schließt sich inhaltlich stimmig an, nur dass hier gerade durch die Tasten ein Hauch von Orient herausgestellt wird, während nun die Gitarre eher westlich orientiert elaboriert. Schöner Wechsel.

"It’s A Menace" bietet ein besonders hohes Maß an krautrockigem Potential, so wie es Ende der Siebziger geklungen hat. Wer beispielsweise das alte Projekt von Michael Duwes Mickie D’s Unicorn aus dem Jahr 1979 kennt, wird Parallelen finden.

Insgesamt lebt die Musik vor allem von der aufregenden psychedelischen Gitarre, die Uri Brauner Kinrot, der Mastermind der Band, immer wieder unaufgeregt, aber stil- und effektsicher zu platzieren weiß. Besonders schön im abschließenden Kracher "Nine". Aber auch die dezent gesetzten Anflüge orientalischer Themen sorgen für einen Hauch Exotik, ohne die Hörgewohnheiten des westlich orientierten Rockfans zu überfordern. Und dann immer dieser geile Rhythmus, der geradezu nach einer Party schreit. Psychedelic Rock aus dem nahen Osten, eine coole Sache!


Line-up Ouzo Bazooka:

Uri Brauner Kinrot (guitar, vocals)
Yurika Harashima (vocals)
Dani Ever HaDani (keyboard, backing vocals)
Ira Raviv (drums, backing vocals)

Tracklist "Dalya":

  1. Monsters
  2. Million Years Of Light
  3. Alhagamal
  4. Kruv
  5. It’s A Menace
  6. Nine

Gesamtspielzeit: 34:15, Erscheinungsjahr: 2021

Über den Autor

Paul Pasternak

Hauptgenres: Psychedelic Rock, Stoner Rock, Blues Rock, Jam Rock, Progressive Rock, Classic Rock, Fusion

Über mich

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