Ein seltsamer Bandname, Hack-Poets Guild, eint drei der einzigartigsten und renommiertesten Stimmen des modernen britischen Folks: Marry Waterson, Lisa Knapp und Nathaniel Mann. Gemeinsam haben sie mit "Blackletter Garland" ihr Debüt-Album eingespielt.
In zwölf Songs werden Geschichten über Geburt, Liebe, Konflikte, Hexen, Mörder und Tod erzählt, das Ganze sehr mystisch eingekleidet und ein wenig seltsam bisweilen, und mit einer Atmosphäre voller Fantasie. Nachzulesen sind die Inhalte der Texte im separaten Booklet.
In diesem Booklet können wir zu den einzelnen Tracks entnehmen, welche Inspirationen den neu geschriebenen Stücken zugrunde liegen. Zu "Ten Tongues" zum Beispiel, geschrieben von Marry Waterson, wird darauf hingewiesen, dass der Song inspiriert wurde von alter Folklore aus Oxford, 1897, von Percy Manning, und andere Quellen gehen gar bis in das siebzehnte Jahrhundert zurück.
Und dabei hat es die Band sehr gut verstanden, diesen Brückenschlag aus der Vergangenheit in die Jetztzeit zu bewältigen, diese alten Balladen und Geschichten wurden hervorragend modernisiert und mit neuer Frische angereichert. Und hierbei war der Multiinstrumentalist Gerry Diver (siehe Line-up) entscheidend beteiligt bei der Erkundung und Schaffung neuer Ideen.
Waterson, Knapp und Mann wechseln sich mit den Lead Vocals ab und prägen damit die jeweiligen Lieder mit ihrer speziell individuell geprägten Ausrichtung. So sind auch die Stimmen entsprechend unterschiedlich. Marry Waterson zum Beispiel erinnert mich hinsichtlich ihres Ausdrucks stark an ihre Tante, die bekannte britische Folksängerin Norma Waterson. Beim ersten Auftritt von Lisa Knapp auf "Daring Highwayman" komme ich nicht umhin, an die deutsche ESC-Gewinnerin Lena Meyer-Landrut zu denken, denn die Betonung im Gesangsvortrag klingt mitunter doch sehr ähnlich, ich staune…(aber – die Lisa bringt das natürlich besser und authentisch, und bei ihren übrigen Beiträgen fällt das auch nicht so auf) Ja, und dann gibt es noch Nathaniel Mann, der mit einer schwer von Melancholie behafteter Stimme sehr ausdrucksstark Emotionen auszudrücken vermag.
"Ten Tongues" ist ein Auftakt nach Maß, wunderbar mystisch, wie mittels der Cello-Effects und der scheppernden Perkussion eine magische Stimmung aufbricht und der Song durch das Arrangement, das ständig für neue Überraschungen sorgt und die leicht unheimlich wirkende Stimmung anreichert mit Nuancen aller Art. Dieses zieht sich durch die ganze Platte, nicht ein Song ist wie der andere, ständig muss man sich auf neue Herausforderungen einstellen, Herausforderungen, die sehr unterhaltend sind und für ein Wohlgefühl sorgen, trotz der mitunter leicht weg schwebenden Atmosphäre, die in unwirkliche Gefilde abzuheben scheint, so fühlt man sich oft gefangen von vielen Passagen einzelner Tracks. Auch in Richtung elektronischer Sounds driftet es mitunter ab, wie ganz besonders mit "Meat For Worms", wo sich der Gesang offensichtlich stark an dem orientiert, was die Künstlerin Laurie Anderson einst vorlegte ("O Superman").
Die Presseinfo bewirbt die Platte wie folgt: »Neue Supergroup des britischen Folk«. Nun, widersprechen kann ich da eigentlich nicht, denn das, was Hack-Poets Guild hier abliefert, ist in der Tat sehr ungewöhnlich hinsichtlich dessen, wie man Tradition in ein modernes Gewand steckt, und dabei durchaus die Mystik der historischen Hintergründe einiger Songs weiter transportiert und auch noch unterstreicht durch teils sehr verzwickte Arrangements. So hat sich das Mittelalter geschickt mit der Gegenwart gepaart, nicht, ohne auch ein paar futurische Anleihen mitzunehmen auf dem langen Weg.
Line-up Hack-Poets Guild:
Marry Waterson (vocals, additional vocals)
Gerry Diver (violins, programming, keyboards, bass, plucked fiddle, piano, guitars, percussion, bowed psaltery, duitars, dulcitone, vocal effects, drones, harmonium, glocks, additional vocals)
Lisa Knapp (vocals, additional vocals, plucked fiddle)
Nathaniel Mann (vocals, banjo, handbells, J Wort’s guitar, bowed taishogoto, Maplin organ pedals, Jen SX100, additional vocals, pigeon whistles, voice, hemp break and hemp, 5string kantele, chord organ, claps, bowed manjolin, drum machine, field recordings, vocal effects)
Matraca (additional vocals)
Clackamore (additional vocals)
Bronze Meat Cleaver (additional vocals)
Quijada (additional vocals)
Barney Morse-Brown (cello & cello effects)
Laurence Hunt (bass marimba, umbrella, shackles, skulls, ratches & other contraptions, percussion, drums)
Pete Flood (additional percussion)
Tracklist "Blackletter Garland":
- Ten Tongues
- Daring Highwayman
- The Devil’s Cruelty
- Laying The Ghost
- Birds Of Harmony
- Hemp & Flax
- Something To Love Me
- Meat For Worms
- The Troubles Of This World
- Rare Receipts
- Be Kind To Each Other
- Cruel Mother
Gesamtspielzeit: 50:30, Erscheinungsjahr: 2023



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