«

»

Epica, Apocalyptica – Konzertbericht, 29.03.2023, Haus Auensee Leipzig

Haus Auensee Leipzig - ©Mario Keim

Es war eine Co-Headliner-Tour, die ihrem Namen alle Ehre machte. Die Symphonic-Rocker von Epica trafen auf mehreren Stationen in Deutschland auf die Cello-Metaller Apocalyptica, deren musikalisches Konzept seit der Gründung vor genau 30 Jahren und ihrem 1996 erschienenen Debütalbum Plays Metallica By Four Cellos weltweit einzigartig und erfolgreich ist. Epica feierten vor kurzem ebenfalls einen runden Geburtstag. Seit zwei Jahrzehnten schon sind die Niederländer aktiv und haben aus diesem Anlass mit The Alchemy Project  (Label: Atomic Fire Records) Ende des vergangenen Jahres ein bemerkenswertes Album veröffentlicht. Dazu hatten sie sich auf sieben Tracks 13 Gastmusiker aus verschiedenen Bands eingeladen und zeigen gemeinsam mit ihnen eine enorme stilistische Bandbreite.

Man möchte behaupten, dass diese ehrgeizige Produktion mit einem Coveralbum zu vergleichen ist, denn während der The Epic Apocalypse-Tour mit Apocalyptica erklang aus dem aktuellen Album nur der Song "The Final Lullaby". Schade, mag sich mancher denken. Doch diese Frage musste sich an diesem Abend im Leipziger Haus Auensee kein Fan ernsthaft stellen. Denn das, was Sängerin Simone Simons und ihre musikalischen Wegbegleiter auf die Bühne zauberten, war alles andere als Ersatz im eigenen Repertoire. Der Konzertreigen begann mit "Abyss Of Time – Countdown To Singularity" aus dem 2021er Album "Omega". Es folgten "The Essence Of Silence" und "Victims Of Contingency". Beide Kompositionen stammen aus "The Quantum Enigma" (2014). Insgesamt zwölf Lieder umfasste der Programmteil von Epica.

Simone Simons: Eine Frau für alle Töne

Simone Simons: Eine Frau für alle Töne

Gitarristen und Bassist fegten über die Bühne, der Sound hatte wenig von bravem sinfonischen Klang. Das, was auf Konserve vielleicht noch nach ruhiger Musik klingen mag, entpuppte sich auf der Bühne als Metal im besten Sinne. Es war pure Unterhaltung. Im Mittepunkt stand zweifelsohne Sängerin Simone Simons, die sich und ihre Stimme gut in Szene zu setzen weiß und die es bedauerte, dass an jenem Abend in Leipzig die gemeinsame Tour mit Apocalyptica zu Ende ging. Zweifelsfrei ein sehr emotionaler Moment.

Epica schafften es, den Spannungsbogen gleichbleibend für 80 Minuten auf einem sehr hohen Niveau zu halten. Das Publikum war aus dem Häuschen und wurde bereits im ersten Teil des Abends reichlich verwöhnt. Vor den Co-Headlinern war es der britisch-finnischen Formation Wheel vorbehalten, die Gäste mit einer Mischung aus Metal und Progressive Rock zu unterhalten.

Mit dem Auftritt von Apocalyptica wurde deutlich, worin der Reiz der beiden Hauptbands lag. Sie sind musikalisch nicht weit voneinander entfernt. Dennoch unterscheiden sich ihre Stilrichtungen ein wenig, sodass natürlich erst einmal verschiedene Fangruppierungen auf den Plan gerufen wurden. Dabei darf man getrost davon ausgehen, dass es reichlich gemeinsame Schnittmengen unter den Fans gibt. Dies wiederum zeichnete das Konzept dieser Tour aus.

Die Gründungsmitglieder Eicca Toppinen (links) und Paavo Lötjönen

Die Gründungsmitglieder Eicca Toppinen (links) und Paavo Lötjönen

Apocalyptica kamen mit der Empfehlung ihres Albums "Cell-O", das 2020 bei Silver Lining erschienen ist. Auf dieser Produktion demonstrieren die Finnen ihre sprichwörtlich magische Kompositionsstärke. Unaufgeregt, aber sehr souverän agierten die Cellisten, bestehend aus den Gründungsmitgliedern Eicca Toppinen, Paavo Lötjönen sowie Perttu Kivilaakso, der seit 1999 fest zum Ensemble gehört. Das Live-Schlagzeug bedient seit 2003 Mikko Sirén. Die Cellisten bilden die Basis, aber immer wieder wird auch mal gesungen. Für die neuen Stücke haben Apocalyptica erstmals in ihrer Bandgeschichte einen festen Sänger integriert, der nicht nur im Studio, sondern während der gesamten Tour Teil dieser Gruppe ist. Dabei handelt es sich um Franky Perez, der sich als Sänger von Slashs Soloband und mit Kollaborationen mit Gavin Rossdale oder Dave Lombardo einen Namen gemacht hat. 2013 ist sein Soloalbum "Addict" erschienen.

Mit ihrem Live-Programm rufen Apocalyptica alles ab, was ihr Können ausmacht. Eicca Toppinen zufolge befindet sich die Band in einer »perfekten Verfassung«. Dem ist nichts hinzuzufügen. Naturgemäß durften neben den eigenen Werken solche Klassiker wie "Nothing Else Matters ", "Seek & Destroy (beide Metallica), und "Inquisition Symphony" von Sepultura nicht fehlen. Die Finnen beendeten die Show mit ihrer Fassung des 1876 uraufgeführten Werkes "In the Hall Of The Mountain King" von Edvard Grieg.

Es war ein großartiger Abend, der auch einen ausgezeichneten Rahmen bereit hielt: RockTimes bedankt sich sehr herzlich bei Anne Swallow von Atomic Fire Records für die Fotoakkreditierung und beim Veranstalter Semmel Concerts für die professionelle Betreuung während des Konzerts.


Line-up Epica:

Simone Simons (lead vocals)
Mark Jansen (rhythm guitars, grunts)
Isaac Delahaye (guitars)
Coen Janssen (synths, piano)
Rob Van Der Loo (bass)
Ariën Van Weesenbeek (drums)


Line-up Apocalyptica:

Eicca Toppinen (violoncello)
Paavo Lötjönen (violoncello)
Perttu Kivilaakso (violoncello)
Mikko Sirén (drums)
Franky Perez (vocals)

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>