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Guru Guru / The Incredible Universe Of Guru Guru – CD-Review

Guru Guru - "The Incredible Universe Of Guru Guru" - CD-Review

Auf was man sich bei der Band Guru Guru hinsichtlich eines neuen Studioalbums schon immer freuen konnte, war die Tatsache, dass man die jeweilige Vinyl-Platte oder CD mit dem Mantra »Erwarte das Unerwartete!« in die Anlage schieben durfte. Zumindest war und ist seit dem Debütalbum "UFO" (1970) klar, dass diese Band von seither stereoformem, sich ständig wiederholendem und dadurch im schlimmsten Fall irgendwann langweiligem Rock eine Absage erteilt hatte. Nach den ersten wilden und großartigen Alben, noch mit Ax Genrich an der Gitarre und Uli Trepte am Bass, folgte eine zweite, historisch ebenso wichtige Phase, bevor es ab den achtziger Jahren etwas ruhiger wurde. Was allerdings nur für die zwar immer noch regelmäßig, dafür aber in größeren zeitlichen Abständen erscheinenden Studioalben gilt. Live auf der Bühne war die von Mani Neumeier im Jahr 1968 gegründete Band dagegen immer fleißig und sehr aktiv.

Im gerade abgelaufenen November 2023, sprich etwa fünfeinhalb Jahre nach der letzten Studioplatte Rotate!, hat das Quartett mit "The Incredible Universe Of Guru Guru" ein neues Werk vorgelegt. Personell hat sich dahingehend etwas getan, dass der Gitarrist Jan Lindqvist die Band verlassen hat und dessen Posten von dem Keyboarder und Produzenten Zeus B. Held (unter anderem Ex-Birth Control) eingenommen wurde. Was sich übrigens äußerst positiv bemerkbar macht, wenn man nur mal die coole Orgel im sehr flott rockenden Opener "Free Krautrock!" oder das etwas launig-kauzige "Life Is A Gamble" (in dem er sich gemeinsam mit Jimi Hendrix und Miles Davis das Album Bitches Brew anhört) betrachtet. Aber apropos flott-rockend: Auch bei Peter Kühmstedts "Back To The Roots" geht es mit fetten Gitarren-Riffs von Roland Schaeffer straight nach vorne. Wow, gleich zwei Rocker unter den ersten drei Tracks, wer hätte das gedacht?

Aber Guru Guru hat selbstverständlich noch sehr viel mehr zu bieten, wie man bei dem von HipHop-Elementen unterlegten "Guru Guru’s In Da Haus" oder bei dem von Elektro Dance-Einflüssen bestimmten "Hold The Jelly" miterleben kann. Bei der letztgenannten Nummer ist übrigens der einzig wahre 'God Of Hellfire', Mister Arthur Brown höchstpersönlich, für den Gesang mit am Start. Auch auf dieser neuen Scheibe darf der "Elektrolurch" nicht fehlen, dessen coole Musik von einem Frage-Antwort-Spiel ergänzt wird. Wie immer beendet mit der abschließenden unbeantworteten Frage »Was wollt ihr eigentlich machen, wenn ihr irgendwann mal erwachsen seid?« Dass der mittlerweile über achtzigjährige Mani Neumeier diese Frage immer noch ins Spiel bringt, darf gerne gleichbedeutend als zwei ausgestreckte Mittelfinger an alle seit gefühlten Ewigkeiten Fragenden verstanden werden, die Musik seit jeher und nach wie vor als »Quatsch« und/oder »Unwichtig« abtun.

Roland Schaeffer hat mit "Woke" sowie "Wilma" zwei sehr gute Songs beigesteuert. Der erstgenannte Track von einer feinen (Slide-) Gitarre dominiert, "Wilma" dagegen von fernöstlichen Klängen und einer erneut starken Gitarre bestimmt. Auch klasse! Somit haben alle Bandmitglieder sowohl zum Songwriting, als auch zum Gesang beigetragen. Nicht unerwähnt bleiben sollen auch das mit einer relativ simplen, aber umso eindringlicheren Botschaft versehene "Freedom" sowie das richtig coole "Life Is A Gamble", mit super Background Voals von Maya Selima versehen. Und dass Mani Neumeier nach wie vor in der Lage ist, die komplette Scheibe mit seinen ganz eigenen und so uniken Drum Grooves zu versehen, dürfte sich von selbst verstehen.

Also erneut ein sehr starkes neues Guru Guru-Album, dass Spaß macht ergründet zu werden. Selbstverständlich muss man – wie immer bei dieser Band – ein bisschen abenteuer- und entdeckungslustig sein, aber genau das macht diese deutsche Rock-Institution ja auch aus. Alle Daumen nach oben für "The Incredible Universe Of Guru Guru"!


Line-up Guru Guru:

Mani Neumeier (acoustic & electric drums, percussion, Kaossilator, vocals)
Roland Schaeffer (guitars, saxophones, bass clarinet, flute, vocals)
Peter Kühmstedt (bass, vocals)
Zeus B. Held (keyboards, blues harp, vocals)

With:
Etsuko Watanabe (vocals – #2)
Conni Maly (programming Roland TB-303 – #2)
Luigi Archetti (additional guitars – #3,6, guitar & vocals – #4)
Arthur Brown (vocals – #6)
Maya Selima (background vocals – #8)

Tracklist "The Incredible Universe…":

  1. Free Krautrock!
  2. Freedom
  3. Back To The Roots
  4. I’m Sorry
  5. Guru Guru’s In Da Haus
  6. Hold The Jelly
  7. Woke
  8. Life Is A Gamble
  9. Wilma
  10. Elektrolurch Mutation ’23
  11. Sampo Incredible (cd bonus track)

Gesamtspielzeit: 48:26, Erscheinungsjahr: 2023

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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