Wer bereits ein paar Jahrzehnte Lebenserfahrung auf dem Buckel hat, der weiß, dass es so etwas wie 'Ein perfektes Jahr' schlicht und ergreifend nicht gibt. Unvermeidbar scheint der Fakt, dass es zu vielen schönen Erlebnissen auch immer den Gegenpart, die traurigen und manchmal sogar dramatischen Ereignisse geben muss. Und wie immer muss man damit klar kommen, sich seine Ausgeglichenheit bewahren und sich an den positiven Erlebnissen wieder hochziehen. Was ja glücklicherweise zumeist und den meisten Menschen auch gelingt.
Neben sehr vielen starken neuen Platten im abgelaufenen Jahr 2025 gab es dazu auch tolle Neuentdeckungen und Wiederveröffentlichungen 'alter Schätze', die teilweise bereits viele Jahre nicht mehr oder nur mit Aufwand und viel Geldeinsatz zu bekommen waren. Und wenn wir schon bei dem Thema sind, dann muss an dieser Stelle unbedingt das Label M.i.G. Music aus Hannover genannt werden. Ganze Arbeit in Bezug auf deutsche Rock-Historie wurde dort nämlich mit Wiederveröffentlichungen von – teilweise obskuren – Bands wie etwa Atlantis, Gomorrah, My Solid Ground, Nine Days Wonder, Frumpy, Wyoming, Ton Steine Scherben, Dzyan, Cravinkel oder Ax Genrich betrieben. Und im Falle von Nine Days Wonder, Atlantis, Cravinkel (Review dazu folgt bei uns in Kürze) sowie Gomorrah wurden gleich die kompletten Studioalben in gebündelter Form an den Fan gebracht.
Aber auch neuen Produktionen wie etwa das gemeinsame Album von Harald Grosskopf (u. a. Ex-Wallenstein, Ex-Kosmische Kuriere) mit dem jungen deutschen Electronic-Musiker Ümit Han war das Label aufgeschlossen und traf damit künstlerisch voll ins Schwarze. Kompliment an dieser Stelle für die großartige Arbeit. Darüber hinaus hat sich M.i.G. auf die Reissues der Rockpalast-Konzerte konzentriert und brachte aus dieser Reihe in den Archiven schlummernde Auftritte von Gary Brooker, Ton Steine Scherben, Man (Review dazu folgt in Kürze), The Band Of Heathens oder auch den Jeremy Days wieder ans Tageslicht. Die traurige Nachricht dazu ist, dass der Label-Gründer, langjährige Chef und Szene-Größe Manfred Schütz am 03.01.2025 seinen Kampf gegen den Krebs verlor.
Aber neben M.i.G. Music gibt es hierzulande auch noch viele weitere kleinere Labels, von denen an dieser Stelle stellvertretend jetzt nur mal Sireena Records sowie Sulatron Records genannt sein sollen. Das letztgenannte Label war gesundheitlichen Problemen vom Chef Dave Schmidt (aka Sula Bassana) bereits kurz vor dem Aus, wird nun glücklicherweise jedoch von einer gewissen Sissi übernommen. Auch neue Veröffentlichungen sind bereits geplant. Und wenn wir schon von deutschen Künstlern und Labels sprechen, dürfen hier auch die neuen und sehr überzeugenden Studioalben von Markus Rill & The Troublemakers (Good As New), Stefan Saffer (Leipzig West) sowie Lutz Graf-Ulbrich (Lüül’s Lab) nicht unerwähnt bleiben. Abgesehen von den bereits genannten Bands und Alben anbei eine Aufstellung meiner weiteren Highlights des Jahres:
Tedeschi Trucks Band And Leon Russell – Mad Dogs & Englishmen Revisited
Little Feat – Strike Up The Band
Steve Harley & Cockney Rebel – The Best Years Of Our Lives
Motörhead – The Manticore Tapes
Ax Genrich – Highdelberg
The Kinks – The Journey, Part 3
Bobby 'Blue' Bland – His California Album
Darüber hinaus fand ich noch die Alben XI von Colosseum, Live Ninetyfive von Frumpy sowie Acoustic Sessions von Thin Lizzy sehr gelungen.
Auf dem Live-Sektor war tatsächlich recht wenig los bzw. war ich diesbezüglich doch recht wenig unterwegs, was sich jedoch bereits im kommenden Januar 2026 mit einem Besuch auf dem 1. Ludwigshafener Krautrock Festival wieder ändern wird. Ein Zustand, der dann bestenfalls auch anhält. Mit den Abschieds-Konzerten von Rose Tattoo und Peter Panka’s Jane stehen da aber bereits mehrere Einträge im Terminkalender.
Viele Musiker haben sich auch in den vergangenen zwölf Monaten wieder auf den Weg in die Ewigen Jagdgründe gemacht. Immer traurig, aber am meisten hat mich in diesem Jahr der Tod von Klaus Hess (Ex-Jane, Ex-Mother Jane) getroffen.
Von daher, lasst es euch gut gehen, passt auf euch auf, bleibt gesund und lasst es auch im nächsten Jahr ordentlich krachen. Und nie vergessen: Gut besuchte Live-Konzerte sind für die aktiven Musiker wichtiger denn je, um überleben und uns weiterhin mit ihren Sounds verzaubern und begeistern zu können.
Neueste Kommentare