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Mama’s Pit / Rush Hour – CD-Review

Aus der Band Big Fat Mama’s wurde 1997 Mama’s Pit mit der Sängerin Barbara Vulso als Frontfrau. Beim Nacaro Blues- und Castle San Piero Festival in Rom hatte die Combo ihren ersten Live-Auftritt. Ohne die Leistungen der anderen Bandmitglieder schmälern zu wollen, sind die Trumpfkarten der italienischen Formation die bereits erwähnte Sängerin Barbara Vulso und Gitarrist Alessio Menconi, der in Zusammenhang mit Billy Cobham, Gary Husband, Danny Gottlieb oder Paole Conti gebracht wird.
Mama’s Pits Tastenmann war Federico Basso, den Bass zupfte Danilo Parodi und am Schlagzeug saß Salvatore Cammilleri (auch Zucchero, Eros Ramazzotti).

"Rush Hour" bietet mit gut über zwei Stunden Spielzeit, verteilt auf zwei Scheiben, verdammt viel Blues-/Blues Rock.
Der erste Silberling enthält sechzehn Tracks und hier sind neben dem Mama’s Pit-Quartett noch Saxofonist James Thompson, Harper Johnny Mars sowie Scott Finch mit von der Partie.
Die vierzehn Songs der zweiten CD sind Live-Aufzeichnungen mit Vic Vergeat als Gast der letzten beiden Nummern.

Nach dem kurzen "Barker’s Voice" geht es mit der Mama’s Pit-Komposition "Mister Evil" gleich in die Vollen. Der 12-Takter ist die Basis für ein phasenweise jazziges Ambiente, wofür insbesondere Saxofonist James Thompson zuständig ist. Sein Arbeitsgerät klingt teilweise wie eine ganze Brass-Section und ihm gehört – nach Federico Bassos virtuosem Hammond-Solo – auch ein Alleingang im Opener. Super Einstieg!
Funk ist bei "Living In The Ghetto" angesagt. Der Hörer ist voller Begeisterung bei Barbara Vulsos Stimme. Die hat Kraft, kommt so selbstbewusst und authentisch rüber. Wie an einer Perlenschnur reihen sich hier Soli vom Tastenmann sowie Alessio Menconi aneinander. Klasse!
Gänsehaut gefällig? Bitte schön … "Mercedes Benz" von Barbara Vulso a cappella gesungen. Diese Nummer vermittelt die Atmosphäre, als würde die Künstlerin an einer Straßenecke singen. Highlight!

Quasi als Überleitung zur zweiten Scheibe dient als Live-Einspielung "Little Wing" von Jimi Hendrix. Gitarrenlastig interpretiert möchte man sozusagen stante pede wissen, was bei Mama’s Pit live abgeht.
Allerdings sollten die beiden Songs mit Scott Finch-Beteiligung nicht unter den Player fallen. "What Should I Do" schleicht förmlich dahin. Klar, hier wird der Gast-Gitarrist gefeatured, aber man ist abermals hingerissen von Barbara Vulsos Gesang, die sich auch ohne Probleme einer Janis Joplin nähert. B.B. Kings "Rock Me Baby" markiert das Ende von CD1 mit einem weiteren Highlight, denn für diesen Track wurden die Saiten auf akustische Gitarren gespannt und zum Gesang gibt es auch noch viel Groove geliefert. Toll!

Befanden sich auf der Studio-Scheibe noch Eigenkompositionen wird auf der Live-Platte ausschließlich Stimmung mit dem Griff in die Geschichte des Blues gemacht. Songs von unter anderem Willie Dixon, Stevie Ray Vaughan, Aretha Franklin oder Albert Collins stehen auf dem Plan.
Großformatig geht die Live-Abteilung mit dem Stimmungs-Klassiker "Let The Good Times Roll" los. Gitarrist Alessio Manconi lässt seine Gitarren-Zügel schon jetzt ziemlich locker und dem von Chris Youlden (Ex-Savoy Brown-Sänger) komponierten "Out Of Sight, Out Of Mind" pumpt die Band nochmals eine gehörige Portion Blues in die Adern. Klasse!
Über ein rollend-groovendes "Down Home Blues" macht Mama’s Pit aus dem "Hoochie Coochie Man" ein "Hoochie Coochie Woman" und neben den fuzzigen Sechssaiter-Läufen bemerkt man, wie Barbara Vulso dieses Stück Blues lebt, von der Seele her singt und so auch das Genre verkörpert. Himmlisch! Das Publikum spendiert viel Szenenbeifall und die beeindruckenden Soli wollen einfach kein Ende nehmen.

Mit dem Wechsel zum Piano wird "Dr. Feelgood" eine hinreißende Ballade, in der die Frontfrau ausschließlich von Federico Basso begleitet wird. Gänsehaut!
Strammer Rock’n’Roll ist das Kennzeichen von "Scuttle Buttin'", bei dem fast die gesamte Spielzeit Alessio Menconi das Ruder führt. Slow Blues der besonderen Art ist "The Sky Is Crying". Groove zum Tanzen bietet "Night Time Is The Right Time" und für die beiden folgenden Tracks lässt sich das vorzügliche Quintett ausgesprochen viel Zeit. Mama’s Pit schaltet nach Belieben im Blues-Getriebe und auch hier ist es die langsame Ausführung des Zwölftakters, die magnetische Wirkung hat. Bei "Born In Chicago" ist das klatschende Publikum die erweiterte Rhythmusabteilung und den letzten Song mit dem Titel "Baby I Love You" könnte man abgewandelt als großes Lob für das Album hernehmen: Baby I Love "Rush Hour".
2002 in einer Art Mediabook-Verpackung erschienen – mit einem in der Mitte eingeklebten Heftchen – hat diese Doppel-CD auch nach so vielen Jahren der Veröffentlichung ein amtliches Blues-Gütesiegel.


Line-up Mama’s Pit:

Barbara Vulso (vocals)
Alessio Menconi (guitar)
Federico Basso (piano, Hammond organ)
Danilo Parodi (bass)
Salvatore Cammilleri (electric bass)

Guests:

James Thompson (tenor saxophone)
Johnny Mars (harmonica)
Scott Finch (guitar)
Vic Vergeat (guitar)

Tracklist "Rush Hour":

CD1 Studio:

  1. Barker’s Voice (0:32)
  2. Mister Evil (4:54)
  3. Living In The Ghetto (4:03)
  4. Before Recording (0:22)
  5. The Way You Treated Me (3:49)
  6. Street Choir (1:03)
  7. You’re Takin Up Another Man’s Place (4:44)
  8. Keep Your Head Up (4:49)
  9. Johnny Going To (1:19)
  10. Mama’s Pit (4:56)
  11. The Thrill Is Gone (7:12)
  12. Take Me To The River (4:38)
  13. Mercedes Benz (1:56)
  14. Little Wing (5:08)
  15. What Should I Do (4:59)
  16. Rock Me Baby (6:45)

CD2 Live:

  1. Introduction (0:23)
  2. Let The Good Time Roll (4:04)
  3. Out Of Sight, Out Of Mind (5:39)
  4. Down Home Blues (6:02)
  5. Hoochie Coochie Man (5:03)
  6. Piece Of My Heart (4:19)
  7. Dr. Feelgood (3:22)
  8. Scuttle Buttin' (2:59)
  9. The Sky Is Crying (5:28)
  10. Night Time Is The Right Time (3:46)
  11. I’m Not Ashamed To Sing The Blues (8:12)
  12. Born In Chicago (7:29)
  13. A Good Fool Is Hard To Find (4:05)
  14. Baby I Love You (5:39)

Gesamtspielzeit: CD1 61:23, CD2 66:32, Erscheinungsjahr: 2002

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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