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Myrath / Karma – CD-Review

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Der Anflug von Euphorie, wie er anlässlich des Albums Shehili (2019) von unserem Kollegen Michael Breuer durchaus berechtigt war, ist zu einem Großteil verflogen. Erst einmal vorab: Die Band Myrath hat ihr Label earMUSIC behalten, das ihnen schon seit 2016 die Treue hält, und mit Ausnahme der Position des Keyboaders ist das Line-up seit 2019 ebenfalls unverändert. Das nennt man Kontinuität und aus einer solchen lässt sich bekanntlich viel gestalten.

"Karma" ist bereits das siebte Studioalbum der Tunesier. Offenbar ist dem Quintett aber die Orientierung verloren gegangen. Das Orientalische erscheint uns Mitteleuropäern wie eine Trumpfkarte, eine Art Alleinstellungsmerkmal. Man denke nur an den jährlichen Eurovision Song Contest im unmittelbar angrenzenden Kontinent. Die Zuhörer liegen Gruppen mit solchen Darbietungen geradezu zu Füßen. Folkloristische Beiträge liegen immer in der Gunst des Publikum vorn. Ganz klar, diese Musik hat im positiven Sinne einen Exotenbonus, den nur wenige Länder mitbringen. Mayrath könnten also aus dem Vollen schöpfen und daraus ein Wiedererkennungsmerkmaal kreieren. Das machen sie allerdings nur zögerlich, wie beispielsweise bei "Words Are Failing", "The Wheel Of Time" oder zu Beginn bei "Temple Walls". Warum auch immer, wird doch der Name Myrath stets im Einklang mit Oriental Metal genannt. Es gibt darüber viele Begriffe im Metal, mit denen die Band in Verbindung gebracht wird. Genau das ist aber das Problem. Mit einem Gemischtwarenladen kann man nur schwer punkten. Vordergründig ist, dass der Begriff Progressive Metal, das bisherige Markenzeichen, nahezu vollständig aus dem Repertoire der Nordafrikaner verschwunden ist.

Myrath stehen auf "Karma" für eine Verbindung zwischen melodiösem Metal, Power Metal und einem Anflug Symphonic Metal, da immer wieder Streicher im Spiel sind, was sich sehr gut macht. Es kommen zeitweise sogar einige Blechblasinstrumente zum Einsatz (Trompete, Saxophon und Posaune). Vor allem aber mischen Myrath zahlreiche Popelemente bei. Man könnte auch sagen, als Katalysator, um die Musik noch eingänger zu machen. So hört es sich an. Ob das gut geht? Daher der hohe Anteil Popmusik, der mit Metal rein gar nichts zu tun hat. Auf "Karma" geht es sogar so weit, dass "Let It Go" wie eine Komposition aus der Schmiede des Pop-Titanen Dieter Bohlen daher kommt. Man muss nur genau hinhören.

Zum Auftakt klingen die ersten drei Tracks "To The Stars", "Into The Light" und "Candles Cry" druckvoll und in sich schlüssig. Die weiteren Kompositionen darf man gefällig nennen. Doch was bedeutet gefällig? Kommt es beim Geschmack immer auf das Auge beziehungsweise die Ohren des Betrachters an, so kann gefällig ungenügend bedeuten. Nämlich dann, wenn man von einer Band mit solch guten Voraussetzungen und Studioalbum Nummer sieben mehr erwarten darf. Es fehlt ein klares Profil. Es ist kein Oriental Metal und erst recht kein Progressive Metal. Damit bleibt es bei Einheitsbrei. So treten Myrath auf der Stelle. Das Album schließt mit "Carry On". Das ist druckvoll, dynamisch mit Volumen, der Höhepunkt der vorliegenden Platte. Klar zu erkennen als Power Metal, mit sinfonischen Elementen und ein wenig orientalischer Musik. Hier müssen sich die Musiker entscheiden, wohin die Reise in Zukunft hingehen soll.

Der Eindruck steht, das gilt nach einer ungezählt hohen Anzahl an Durchläufen beim Anhören dieser CD.


Line-up Myrath:

Zaher Zorgati (vocals)
Malek Ben Arbia (guitars)
Anis Jouini (bass)
Kevin Codfert (keyboard, piano, vocals)
Morgan Berthet (drums)

With:

Pierre Danel (acoustic guitars, guitars)

Strings Ensemble:
Khaled Kalbousi (strings)
Ryadh Ben Amor (strings)
Alexandra Vallet aka Laya (strings)
Julien Duchet (trumpet, sax, trombone)
Kevin Codfert (karkabou)

Tracklist "Karma":

  1. To The Stars
  2. Into The Light
  3. Candles Cry
  4. Let It Go
  5. Words Are Failing
  6. The Wheel Of Time
  7. Temple Walls
  8. Child Of Prophecy
  9. The Empire
  10. Heroes
  11. Carry On

Gesamtspielzeit: 47:37, Erscheinungsjahr: 2024

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

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