Paradise Lost, Pioniere des Gothic Metals, 1988 gegründet und anfangs noch im Death/Doom beheimatet, brachten 1990 ihr Debüt "Lost Paradise" heraus. 1991 erschien der Meilenstein Gothic, gefolgt von Shades Of God (1992), Icon (1993) und Draconian Times im Juni 1995, womit schrittweise die Härte der Anfangstage zugunsten eines leichteren (und daher erfolgreicheren?) Sounds wich, bevor es etwas später in eine recht poppige Richtung ging.
Genannte Scheiben gelten als Klassiker der Briten, die mit diesem Material am 19.08.1995 in Köln auf dem Bizarre Festival auftraten. Im Vordergrund der Setlist standen die beiden Werke "Draconian Times" und "Icon", die "Shades Of God" wurde immerhin mit zwei Songs berücksichtigt. Wer auf Stücke aus den Anfangstagen gehofft hatte, wurde enttäuscht.
Das Konzert wurde vom Rockpalast mitgeschnitten und nun einige Jahre später auf CD / DVD veröffentlicht. Fans der genannten frühen Erfolgsphase und Neugierige können sich hierauf ansehen, wie Paradise Lost 1995 waren.
Das Ganze ist dabei sehr authentisch gehalten, d. h. es wurde gar nichts oder höchstens sehr wenig nachbearbeitet, Ton und Bild entsprechen einer Aufnahme fürs Fernsehen Mitte der 90er. Aus heutiger Sicht daher schon etwas grobkörnig und die meisten Live-Veröffentlichungen haben fetteren Sound, weil aufbereitet. Auch die Gestaltung des Covers und des Menüs ist sehr schlicht, Bonus-Material gibt es keines. Da wäre doch vielleicht etwas mehr möglich gewesen …
Nun gut, es sollte vermutlich vorwiegend ein Zeitdokument sein. Frontmann Nick Holmes hatte noch lange Haare und war überraschend bewegungsfreudig. Sein Gesang klang allerdings teilweise schon etwas gequält, es ist zu merken, dass ihm das nicht immer leicht fällt (was er selbst auch in dieser Zeit in Interviews zugegeben hat). Das war wahrscheinlich auch der Grund, dass von der "Gothic" (oder gar vom Debüt) gar nichts gespielt wurde, weil er diese Vocals nur schwer hinbekommen hätte.
Das Publikum dürfte das größtenteils nicht gestört haben, denn Death/Doom-Fans waren wohl wenige da, sondern vielmehr viele 'Mainstream'-Hörer oder Paradise Lost-Anhänger der dritten bis fünften Scheibe.
Das Bizarre-Festival insgesamt war eher etwas für die Alternativ-Szene bzw. für Trendbands der damaligen Zeit, kein Untergrund-Metal. 1995 spielten beispielsweise Clawfinger, NOFX, Kyuss, Monster Magnet, Spermbirds und Social Distortion.
Passten Paradise Lost da hin? Anscheinend kamen sie recht gut an, wie hier zu sehen ist. Songs wie "As I Die", "True Belief" und einige weitere sorgten für Stimmung und wurden vom Publikum gefeiert. Das Material hat eine eigene Atmosphäre, vor allem durch das Gitarrenspiel von Gregor Mackintosh.
Aus dieser Sicht ist es recht interessant, sich die DVD zu betrachten (wobei es das Ganze auch ohne Bild für die Rotation im CD-Player als Dreingabe gibt). Im Booklet ist dazu noch eine kleine Bandbiografie in Deutsch und Englisch, Bildmaterial ist jedoch keins vorhanden.
Wie bereits erwähnt, diese Veröffentlichung sollte als Zeitdokument gewertet werden, als Möglichkeit, sich den Mitschnitt von damals ins Regal zu stellen. Mehr sollte davon allerdings nicht erwartet werden, es ist kein aufwändiges Multimedia-Produkt wie manche Bands das heutzutage herausbringen, da gibt es dann doch etwas mehr fürs Geld ("Live At Rockpalast 1995" wird meistens für ca. 20 Euro angeboten).
Line-up Paradise Lost:
Nick Holmes (vocals)
Gregor Mackintosh (lead guitar)
Aaron Aedy (rhythm guitar)
Stephen Edmondson (bass)
Lee Morris (drums)
Tracklist "Live At Rockpalast 1995" (CD und DVD):
- Enchantment (7:48)
- Widow (3:10)
- Dying Freedom (3:44)
- Forever Failure (4:25)
- Shadowkings (4:44)
- Remembrance (3:24)
- Pity The Sadness (5:09)
- Sweetness (4:25)
- Once Solemn (3:01)
- Hallowed Land (5:15)
- Last Time (3:33)
Encore:
- Embers Fire (4:47)
- As I Die (4:00)
- True Belief (4:48)
Gesamtspielzeit: 62:26, Erscheinungsjahr: 2019
Angaben DVD:
Video Format NTSC DVD 5
Picture Format 4:3
Audio PCM Stereo
Region 0
Neueste Kommentare