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The Ghost And The Machine / Red Rain Tires – CD-Review

The Ghost And The Machine sind ein Trio, das aus Wien beziehungsweise Dresden stammt.
Von Andi Lechner sowie Heidi Fial 2014 gegründet, gab es mit dem Schlagzeuger Matthias Macht 2016 Zuwachs.
Andi Lechner studierte Jazz-Gitarre bei Karl Ratzer und auch Heidi Fial studierte, allerdings Jazz-Kontrabass. Sie komponiert auch Filmmusik und produziert Musik-Videos.
2016 erschien das Debütalbum "The Ghost And The Machine".
Auf der Band-Website findet man folgende Beschreibung ihrer Musik: »[…]Developed from blues-and-beyond-area of music, ghost and machine are mocking against every genre-related pigeonhole. Rough and ready, from intimate to unleashed and honest in every progrssion – a breathing sound. […]«

Die von der vorliegenden Platte reflektierte Atmosphäre spiegelt in vielen Belangen die Studio-Stimmung bei den Aufnahmen wieder. Bei den minimalen Informationen im sehr schön gestalteten Digipak könnte man annehmen, dass die elf Lieder live eingespielt wurden.

"Red Rain Tires" ist wie ein Buch mit fantastischen Kurzgeschichten.
Bei ihren Kompositionen haben sich The Ghost And The Machine jede Menge Freiheiten genommen. Ja, der Blues bildet durchaus eine Basis für viele Klangerlebnisse. Mal kräftiger, mal etwas zarter schimmert der 12-Takter durch zum Teil herrlich klingende – in mancher Hinsicht – farbenprächtige Vorhänge.
So stellt sich der Titel "Blue Day/Yellow City" schon als koloriert dar. Die Gitarre wirkt mit ihrer Riff-Schleife hypnotisch. Der gestrichene Kontrabass verbreitet Melancholie und Matthias Macht serviert dazu einen durchaus vertrackten Rhythmus. Sobald der Gesang einsetzt, ortet das Band-Radar Melodie. Herrlich, wie man hier kontrastiert. Die instrumentale Phase mit verändert-schwebendem Flair wird nur durch das Schlagzeug geerdet. Schade, dass man zur aussagekräftigen Musik keine Texte geliefert hat. "Blue Day/Yellow City" hat eben zwei Gesichter. Verträumt ist der blaue Tag und die Großstadt unterliegt der Hektik. Klasse Song!

Es folgt "Caroline".
Großaufnahme: Schwarzes Wimpern-Make-up verläuft mit dramatischer Wirkung auf aschfahler Haut. Die geröteten Augen sprechen Bände. Das hier von Heidi Fial gespielte Banjo beschränkt sich auf einen herrlich-minimalistischen Einsatz. Reduktion, das Beschränken auf das Wesentliche, erzeugt ein filigranes Feeling. Die Slide-Gitarre spielt den Blues und die elektrische Gitarre probt so etwas wie eine Flucht aus der beklemmenden Situation. In "Caroline" zelebrieren The Ghost And The Machine die hohe Kunst der Melancholie. Großartig!

Es ist geradezu atemberaubend, mit welch wenigen Mitteln die Combo unterschiedliche Atmosphären kreiert. So ist "Passengers And Slaves" wohl das Lied, das mit seinem verführerischen Groove zum Tanz bittet. Diese Gitarren-Blitzlichter lassen aufhorchen. Schon die Intensivierung der Rhythmik erzeugt eine andere Szenerie. Andi Lechner ist ein toller Sänger. Unterschiedliche emotionale Befindlichkeiten bringt er meisterlich zum Ausdruck.
"Complex Animal" ist dann ein Stück von fast zwölf Minuten. Der Blues begibt sich auf ungewöhnliche Pfade. Wow! Plötzlich mischt sich eine toll intonierte Harp – phasenweise mit furiosem Charakter – ins Geschehen ein. Der Refrain reflektiert die Weite des Meeres und nach einer sehr kurzen Pause meint man, es mit einem anderen Song zu tun zu haben. Musikalische Sonnenstrahlen animieren Blumen auf der Wiese ihre farbenfrohen Blüten zu zeigen. Der dritte Teil des Tracks ist die Zeit der Slide-Gitarre. "Complex Animal" ist ein grandioses Lied. Highlight!
Das abschließende "Wrecks Of Innocence" setzt ein letztes Ausrufezeichen des Genusses.

"Red Rain Tires" besticht durch Minimalismus.
"Red Rain Tires" erzeugt unlimitierte Stimmungen.
"Red Rain Tires" ist Melancholie und Temperament.
The Ghost And The Machine haben einen neuen Fan.


Line-up The Ghost And The Machine:

Andi Lechner (resonator guitar, vocals, lap steel guitar, acoustic guitar, electric guitar)
Heidi Fial (doublebass, vocals, banjo – #4)
Matthias Macht (drums)

With:
Chris Neuschmid (additional lap steel – #9)

Tracklist "Red Rain Tires":

  1. Falling
  2. Dirty Mind
  3. Blue Day/Yellow City
  4. Caroline
  5. Passengers And Slaves
  6. Complex Animal
  7. Scars
  8. Butterflies And Dust
  9. Wrecks Of Innocence

Gesamtspielzeit: 54:17, Erscheinungjahr: 2018

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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