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Troy Petty – Konzertbericht, 12.09.2019, Zur scharfen Ecke, Sande

Troy Petty in Sande

Musik aus Los Angeles, Gainesville, Albuquerque, Boston, New York, Adelaide: es bleibt international in der Gaststätte 'Zur scharfen Ecke' in Sande. Troy Petty aus Chicago bereicherte die Zahl der Auftritte mit einer beeindruckenden Performance. Doch ganz aus der Ferne musste Troy nicht anreisen, wohnt er doch seit einigen Monaten hier an der Küste, in Sehestedt/Jade. Eigenen Worten zufolge gäbe ihm die Gegend am Jadebusen viel Ruhe und Entspannung und durch das Licht und die Weite der Nordsee fände er Inspiration.

Wie bei seiner vorletzten Platte, "DepartureS", bereits auf vier Titeln die live präsentiert wurden, vorgestellt, gab es nun die Möglichkeit, diese – im Vergleich zu den Studioeinspielungen emotional viel stärker ausgeprägten Songs – nun wirklich live vor Ort zu erleben. Und diese kraftvolle Eindringlichkeit der Atmosphäre bot eine Einzigartigkeit, welche den Künstler als stark individuellen Musiker auswies. Die auf den Liveaufnahmen kargen Arrangements, unterstützt durch Loopings, die sowohl Gitarrensound als auch perkussive Elemente boten, waren in der Liveatmosphäre sehr beeindruckend. Die mitunter hypnotisch wirkende Stimmung wirkte enorm fesselnd, der Gesang von Troy Petty ist unglaublich kraftvoll und ausdrucksstark. Die von mit tiefer Stimme vorgetragenen ruhigen bis hin zu völlig locker heraussprudelnden sehr lauten Passagen konnten wahre Gänsehautmomente erzeugen. So gewann man den Eindruck, dass sich der Künstler mit Leib und Seele in seine Songs einbrachte, sein Innerstes nach außen zu kehren schien, und das mit einem hohen Maß an Intensität.

Troy Petty in Sande

Troy Petty in Sande

Das Konzert startete mit einem alten Stück aus 2012, "Downtime". Bereits hier wurden starke melancholische Untertöne deutlich. Überhaupt scheint die Dunkelheit ein Thema einiger Songs zu sein, "I Am The Dark" (»I’ll be the dark, you’ll be the moonbeam«) zum Beispiel. Aber auch bei "All Ghosts" bestimmte eine mystisch ausgeprägte Stimmung diesen Titel. Hier schien dieses Gefühl direkt aus der Tiefe zu kommen, langsam entwickelte sich es bis hin zum explosiv-ekstatischen Ausbruch. Diese tiefe emotionale Gestaltung lässt auf viele persönliche und autobiografische Einflechtungen in die Songs schließen. Durch die eingesetzten Looping-Elemente  erhielt der Sound eine zusätzlich betörend wirkende Ausprägung.

Trotz der gelegentlichen Düsterheit lag über allem doch die Aussicht auf Hoffnung. So beschreibt zum Beispiel "Unfinished" einen Weg, niemals aufzugeben und vorwärts zu schauen. Diese Szenerie wurde dann noch eindrucksvoll untermalt, als ein Rettungshubschrauber das nahegelegene Krankenhaus anflog.

Troy Petty in Sande

Troy Petty in Sande

Weitere Songs wie "Motor Mind", "Miss Placed" (»to be at the wrong place at the right time«), "Running", "Set Me Free" mit seiner hypnotisch-repetitiven Ausprägung, ein sehr eindringlich wirkender Song – hier hat Troy dann den Klassiker "The House Of The Rising Sun" eingeflochten – unterstrichen die Individualität von Troy Petty, der mit seiner Musik sehr ungewöhnlich und einzigartig in der Musikwelt steht. Jedenfalls fällt es mir schwer, entsprechende Assoziationen aufzubauen. Mitunter weist die Atmosphäre der Nummern eine Hinwendung zum Indie und Alternative-Rock der Achtziger und Neunziger auf. Doch Musiker mit einer entsprechend beeindruckenden Stimme wie Troy Petty kann ich dort auch nicht finden.

Neben diesen älteren Liedern kamen auch solche des neuen Albums, "Director’s Cut", zur Aufführung; zum Beispiel "I Am The Dark", "Comfort Zone", "Kept", "Rebel Bones" oder auch "Lifelong" und rundeten den Songreigen perfekt ab.
Dieser Auftritt von Troy Petty bot einen überraschenden Blick auf eine andere Art von Songgestaltung, mit einem gleichzeitig sehr introvertierten und extrovertierten Ausdruck der Darbietungen, sehr persönlich und gefühlvoll gespielt. So kann sich diese Musik rasch in die Seele einbohren, mittels ihrer Zugänglichkeit.
Als Teil der Zugabe wies uns der Künstler mit dem einzigen Coversong des Abends, einem Song von Falco, den Weg aus der Finsternis in das Licht – "Out Of The Dark, Into The Light".

Ein besonderer Dank geht im Übrigen erneut an Mozart, der ermöglicht hat, dass dieses Konzert hat stattfinden können.


Line-up Troy Petty:

Troy Petty (vocals, guitar, loops)


Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
Meine Seite im Archiv

Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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