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Black River Sons / Skins – CD-Review

Black River Sons / Skins

Kontrastfreudige Nordfranzosen stimmig zwischen zwei Welten

Vor gut drei Jahren lag dem geschätzten Kollegen Markus Kerren das Longplay-Debüt Poison Stuff der Nordfranzosen Black River Sons aus Lille vor und er konstatierte »Da soll also nochmal einer sagen, die Franzosen könnten keinen Southern Rock. Für die Fans des Genres ist "Poison Stuff" unbedingt zu empfehlen, aber auch der ’normale' Rock-Fan darf hier ruhig mal ein Ohr riskieren. Falls er keine Angst davor hat, sich plötzlich in diese Spielart des Rock zu verlieren.«
Nun flatterte dem Rezensenten der Nachfolger "Skins" in den Briefkasten und es darf für alle Southern-Rock-Allergiker weitgehend Entwarnung gegeben werden.

Das Ouartett hat sich personell neu aufgestellt … war Frédéric Barazutti beim Debüt lediglich teilweise am Songwriting beteiligt, so übernimmt er jetzt selbiges zu großen Teilen, bedient den Tieftöner, spielt auf "Underneath" die Leadgitarre und "The Road" gleich fast komplett im Alleingang ein. Neuzugang Guillaume Singer dominiert an den sechs Saiten die ersten Zweidrittel des Albums, während der bisherige Saitenmaestro Baptiste Duquesnoy im letzten Drittel nochmals brillieren darf. Bei diesem Namen muss der Rezensent übrigens unweigerlich an den legendären Kunstdieb Victor Hugenay (Die Drei ???) denken, was aber hauptsächlich seiner mangelhaften Linguistikkompetenz geschuldet sein dürfte.

Jedenfalls begegnen wir hier in den ersten Zweidritteln der Spielzeit einem Sound, der nur noch in feinen Nuancen an das erinnert, was gemeinhin unter Southern Rock subsumiert wird. Stattdessen ist der riffende Gitarrensound tiefergelegt und gemahnt eher an Audioslave meets Black Stone Cherry. Ein Sound, der dem Quartett erstaunlich gut steht, allen voran Mikropuster Emeric Martel, der gerne mal im James Hetfield-Modus unterwegs ist. Guillaume Singers Spiel ist ebenfalls deutlich heavy-geprägt, was sich sehr schön mit teilweise ’singenden' Saitenpassagen, Twingitarrensound und Einlagen mit dem Röhrchen kontrastiert. Bereits mit der zweiten Nummer "Birds And Beasts" wird jedweder imaginärer Staub, der dem Southern Rock-Genre womöglich anhaften mag, weggeblasen und Monsieur Singer darf fröhlich einen dahin schreddern.
Das folgende "Out Of Range" ist das längste Stück des ansonsten kompakt gehaltenen Albums, wird in den Netz-Rezensionen gerne als langatmiger Schwachpunkt fehlinterpretiert und entpuppt sich in seiner dräuenden Eindringlichkeit, mit groovy Bassspiel, klasse Vocals und dem Saitensolo des Albums als definitiver Anspieltipp des Rezensenten.

Ab "Don’t Tell It Twice" übernimmt Baptiste Duquesnoy die Saitenabteilung und erinnert prompt an ZZ Top, während "The Road" als zweiter Anspieltipp an Bon Jovi zu "Blaze Of Glory"-Zeiten gemahnt, nur ohne jegliche Schmonzettengefahr.
Und wer dann doch dem Southern Rock im klassischen Sinne zugeneigt sein sollte, bekommt mit dem CD-only Bonustrack "Lone Boy" sein Zückerchen, auch wenn hier unmissverständlich dokumentiert wird, warum Monsieur Duquesnoys Kernkompetenz beim filigranen Saitenspiel liegt.

Fazit:
Auch wenn wir es hier im Grunde mit einem Mix-Bag zu tun haben, lastet dem Produkt erstaunlich wenig Inkohärenz an, gerade die Kontrastierungen zweier Welten – Heavy Rock moderner Prägung versus Southern Rock alter Schule – machen den Reiz dieses Werkes aus, welches vom Mailorder Just For Kicks vertrieben wird.
Allerdings ist zumindest das Rezensionsexemplar keine Factory-CD, sondern eine CD-R mit einem lieblos dünnen Booklet. Der Niedergang des einstigen Vorzeigetonträgers könnte kaum prägnanter dokumentiert werden, was sich auch in der ausgeprägten Dynamikkompression desselben manifestiert. Wer noch eine klassische Stereoanlage sein Eigen nennen sollte, hat hier klanglich unweigerlich an einer Ohren-Allergie zu leiden.


Line-up Black River Sons:

Emeric Martel (guitar, vocals)
Vincent Bourrée (drums)
Frédéric Barazutti (bass, lead guitar – #8, slide guitar – #9, acoustic guitar – #9, additional instruments & programming – #9)
Guillaume Singer (guitar – #1,2,3,4,5,6)

With:
Baptiste Duquesnoy (guitar – #7, – #8, – #10, vocals – #7,10, backing vocals – #1,4,8)
Manü White & Cindy Bauman (backing vocals – #3,5,10)
Vincent Tirloy & Liam Geenens (backing vocals – #4)

Tracklist "Skins":

  1. Skins (05:18)
  2. Birds And Beasts (03:50)
  3. Out Of Range (07:06)
  4. No Pain No Gain (04:10)
  5. Spit Me Out (04:12)
  6. Uncanny Land (04:33)
  7. Don’t Tell It Twice (04:17)
  8. Underneath (04:48)
  9. The Road (04:30)
  10. Lone Boy (04:43) [Bonus Track]

Gesamtspielzeit: 47:29, Erscheinungsjahr: 2023

Über den Autor

Olaf 'Olli' Oetken

Beiträge im Archiv
Hauptgenres (Hard Rock, Southern Rock, Country Rock, AOR, Progressive Rock)

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