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Harpface & The Heydays / Pearls – CD-Review

Das Motto der aus Oldenburg stammenden Band Harpface & The Heydays lautet »Rock’n’Soul meets Blues’n’Roll«. Das Quintett scheint nur einen Weg zu kennen. Den Hörer in oder bei guter Laune zu halten. Rotiert das Albumdebüt "Pearls" im CD-Schacht muss beim Player definitiv die Kühlung funktionieren, denn Harpface & The Heydays sorgen für schweißtreibende Stimmung, auch vor den Lautsprechern.
Für die vorliegende Platte hat man sich ganze fünfzehn Coversongs ausgesucht. Mit knapp unter einundsechzig Minuten kann man die Freude über die Harpface & The Heydays-Interpretationen lange genießen.

Diese Combo, im Winter 2011 gegründet, hat den Blues, kann den Soul servieren, rockt den Highway und rollt einen tollen Teppich der Inspiration aus. Die Songs wurden im Eight Miles High Studio aufgenommen und bei der Musik auf "Pearls" könnte man quasi auch denken, dass die Formation noch einige Kilometer höher schwebt.

Mit Songs/Kompositionen unter anderem von The Fabulous Thunderbirds, Nine Below Zero, Rory Gallagher, Johnny Guitar Watson, Otis Redding oder Robin Trower manövriert die Combo um Rainer Söchting aka Harpface, früher auch bei Harpface And The Heat, zusammen mit Jürgen Schnieders, der hier die Lead Vocals singt, Olli Guitar Watson, Ute Behrends (Bass, Vocals) sowie Schlagzeuger Sören Jünemann auf einem stets sicheren Kurs durch das zum Teil raue Meer.
Bei Coversongs sind die Zutaten sozusagen klar. Die Kunst liegt darin, aus den Ingredienzien eine individuelle Mischung zusammenzustellen. Dabei darf man dem Quintett ein Lob aussprechen, denn was man an persönlicher Dachkonstruktion über die Fremdkompositionen baut, ist schon beeindruckend.

So liest sich ein Teil des Textes im Informationsblatt zur vorliegenden Platte folgendermaßen: »[…] Man findet insofern weder reines Rockgebrate noch zahme Wiederholungen von Songs, die sowieso nur von den Originalen authentisch gespielt werden konnten. […]«
Amtlich schwingt schon in der Rundling-Eröffnung der Hammer. Rory Gallaghers "The Last Of The Independents" rockt zwischen leichten Country-Beigaben inklusive fetzigem Stetson-Gitarren-Solo und einem vokalen Intermezzo, das aus der Gospelkirche stammen könnte. Die erste Nummer hält den Hörer an den Lautsprechern.

Otis Redding dürfte sich im Soul-Heaven über sein "Mr. Pitiful" freuen, denn Harpface & The Heydays verpflanzen den Song in die jamaikanische Gegend und machen aus der Vorlage eine tolle Reggae-/Ska-Version.
Einige Songs reichen knapp an die sechs Minuten-Grenze. Unter anderem bringt "Roads To Freedom" Tonnenschweres auf die Waage des Blues. Im Midtempo ist es ganz besonders Olli Guitar Watson, der hier kiloweise Riffs in die Schale legt. Überhaupt ist diese Nummer der Hammer. Ganz zum Schluss wird dann "Treat Her Like Lady" in überzeugenden achteinhalb Minuten zelebriert. Achtung! Wenn Harpface sein langes Solo auf seinem kleinen Instrument bringt, ist große Kunst angesagt. Bei Olli Guitar Watsons Gitarren-Alleingang ging irgendwie der Spurassistent verloren. Mit psychedelischen Gitarren-Geschmackskomponenten hat dieses Stück Jam-Charakter. Klasse! In Johnny Guitar Watsons "Hook Me Up" zeigt sich die Formation von ihrer sanfteren Seite. Ja, man kann auch im balladesken Bereich des Blues bestehen, auch wenn der Zeiger in der wilderen Abteilung etwas weiter ausschlägt. Nine Below Zeros "Straighten Her Out" gibt man ein herrliches Westcoast-Feeling.

Nichtsdestotrotz verfügt das "Pearls"-Debüt von Harpface & The Heydays über einen großen Spaßfaktor und im Baumwollfeld der Interpretation ist die Combo mit ihren Ideen ganz weit vorne. Um es mit dem Songtitel "First I Look At The Purse" auszudrücken ist diese Platte eine Kaufempfehlung.


Line-up Harpface & The Heydays:

Jürgen Schnieders (vocals)
Sören Jünemann (drums, percussion, vocals)
Rainer Söchting (harmonicas, vocals)
Olli Guitar Watson (guitars, vocals)
Ute Behrends (bass, vocals)

Tracklist "Pearls":

  1. The Last Of The Independents (5:06)
  2. Taste And Try (2:05)
  3. Raise Your Hand (3:29)
  4. One’s Too Many (3:23)
  5. Straighten Her Out (2:27)
  6. Hook Me Up (4:51)
  7. A Man And A Half (4:21)
  8. Mr. Pitiful (4:03)
  9. Stop It Baby (3:51)
  10. Somebody Help Me (4:00)
  11. Roads To Freedom (5:55)
  12. First I Look At The Purse (5:44)
  13. I Can’t Go On (5:44)
  14. Just In Case (4:52)
  15. Treat Her Like Lady (8:37)

Gesamtspielzeit: 60:41, Erscheinungsjahr. 2016

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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