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Mary Fahl / Can’t Get It Out Of My Head – CD-Review

Mary Fahl - "Can't Get It Out Of My Head" - CD-Review

Wenn man sich die Entwicklung der letzten Jahre so anschaut, scheint es immer beliebter zu werden Coveralben auf den Markt zu werfen. Dabei stellt sich beim Rezensenten immer wieder die Frage nach dem Beweggrund. Weniger Arbeit für den Interpreten, da er keine neuen Tracks komponieren muss? Schnelles Geld für die jeweiligen Labels, da sie durch die Songauswahl sicherstellen können, dass die Käuferschicht die enthaltenen Stücke bereits kennt? Und somit sämtliche Nummern einer Platte Hits sind bzw. waren? Ob der Musik-Fan diese Coveralben dann als sinnvoll oder gar kaufwürdig erachtet, darf sicher mal dahin gestellt werden. Allerdings darf bereits jetzt gesagt werden, dass auf dem hier zu revieweden Album von Mary Fahl (da in Eigenregie produziert) kein Kalkül einer Plattenfirma dahinter steckt. Wie Miss Fahl dann im Booklet berichtet, war "Can’t Get It Out Of My Head" zum einen eine echte Herzensangelegenheit und zum anderen ein Produkt der vieles andere verhindernden Pandemie. Aber auch das mal dahin gestellt muss festgehalten werden, dass die komplette Scheibe von der Einspielung her bis auf den Drummer Josh Dekaney und mehrere Streicher auf das Konto des Produzenten Mark Doyle geht, in dessen Home Studio die Aufnahmen auch stattfanden.

Gleich mal vorweg: Dieses Album lohnt sich! Und in allererster Linie liegt das an der Interpretin Mary Fahl, die ein Feeling und eine Ausdruckskraft zu Tage fördert, dass zumindest der Rezensent von ihrem Gesang unmittelbar in der Bauchregion getroffen wird. Die Stimme der Amerikanerin ist etwas tiefer und die vertretenen Songs von der Grundstimmung eher melancholisch, zwei Bestandteile, die sich im Fall dieser Platte zu zu einem 'Goßen Ganzen' zusammen finden und sich ganz fantastisch ergänzen. Die einzelnen Stücke sind sicherlich hinlänglich bekannt, erhalten teilweise jedoch ein neues Gesicht. Ein Highlight ist ganz sicher die Lesung von "Tuesday Afternoon" von The Moody Blues. Einerseits glänzen hier die Streicher, aber vor allem passt das Stück vom Gesang perfekt zur Interpretin. Gänsehaut! In dieselbe Kategorie fällt auch George Harrisons "Beware Of Darkness", ebenfalls eine Nummer, die Mary Fahl und ihrer Stimme hervorragend zu Gesicht steht. Auch hier Gänsehaut!

Nach den bisherigen Ausführungen wird es niemanden verwundern, dass der Amerikanerin auch "Comfortably Numb" (Pink Floyd) wie auf den Leib geschrieben scheint. Die Protagonistin glänzt bei diesen melancholischen Tracks, als wären sie tatsächlich von ihr selbst verfasst worden. Es ist nicht nötig, hier auf jeden einzelnen Track einzugehen, aber ohne Überraschung überzeugt die Sängerin ebenso auf Neil Youngs "Don’t Let It Bring You Down" oder "Ruby Tuesday" von den Stones. Ganz oben auf der Liste des Rezensenten steht dazu noch der Titeltrack (von ELO). Und ein ganz dickes Lob muss auch an den Produzenten Mark Doyle gehen, der außer dem Gesang für so ziemlich alles andere auf der Platte verantwortlich war. Sehr gute Arbeit, da bei jedem einzelnen Track auch musikalisch der richtig Ton getroffen wird. Selbst Judy Collins wird für "Since You’ve Asked" sehr würdevoll interpretiert.

Nach den einleitenden Worten zu diesem Review wird wohl jeder erraten haben, dass der Verfasser dieser Zeilen kein großer Freund (um es mal gelinde auszudrücken) von Coveralben ist. Und dann taucht Mary Fahl aus dem Nichts auf und stellt plötzlich seine komplette These in Frage! Nein, nicht ganz. Aber dennoch gilt, dass "Can’t Get It Out Of My Head" eine Ausnahme, ein sehr starkes Album einer außergewöhnlichen Sängerin ist. Mag sein, dass die Lady nicht jeden Musik-Freund direkt 'trifft', was das Album jedoch nicht schlechter macht. Selbst die eher unbekannteren Tracks "The Great Valerion" (Linda & Richard Thompson) sowie "River Man" von Nick Drake wirken, als hätte Mary Fahl noch nie in ihrem Leben irgendetwas anderes gesungen. Respekt!

Ja, "Can’t Get It Out Of My Head" ist ein Coveralbum, aber dafür nicht nur gut gemachtes, sondern von Mary Fahl superstark verkörpertes. Absolute Empfehlung!


Line-up Mary Fahl:

Mary Fahl (lead & background vocals)
Mark Doyle (guitars, bass, keyboards, drum programming, background vocals – #2,7)
Josh Dekaney (drums, vibraphone – #4)
Edgar Tumajyan (violin)
Jonathan Hwang (violin)
Noemi Miloradovic (violin)
Joe Davoli (violin)
Jessica Tumajyan (viola)
Kate LaVerne (cello)

Tracklist "Can’t Get It Out Of My Head":

  1. Can’t Get It Out Of My Head
  2. Ruby Tuesday
  3. Tuesday Afternoon
  4. River Man
  5. Got A Feelin'
  6. Don’t Let It Bring You Down
  7. Comfortably Numb
  8. Since You’ve Asked
  9. Beware Of Darkness
  10. The Great Valerio

Gesamtspielzeit: 40:32 , Erscheinungsjahr: 2022

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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