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The Lovetones / Myriad – CD-Review

The Lovetones / Myriad

Australischer Brit-Pop in Moll

Es ist nicht zu leugnen … wir leben in (be)unruhigen(den), verstörenden, beklemmenden und ungewissen Zeiten, wovon wirklich alle der Spezies Mensch betroffen sind … ohne Ausnahme.

Der sechste Longplayer der australischen Indie-Psych-Pop-Rock Band The Lovetones, welcher geschlagene zehn Jahre nach seinem Vorgänger Ende Februar dieses Jahres erschien, startet entsprechend mit seinen ersten beiden Songs: Angemessen getragen, melancholisch … von einer geradezu hingetupften Traurigkeit umweht, melodisch behutsame Kaskaden aufbauend und im Sound sofort an die 1960er-Jahre gemahnend … sogleich mit dem über das ganze Album hindurch latenten Hang, einen behutsamen Wall Of Sound zu kreieren, der nicht selten an die Spät-Beatles erinnert. Was spätestens im dritten Song "The Milkman Of Human Kindness" in einer bisher verschollen geglaubten Lennon-Aufnahme kulminiert, welche interessanterweise als einzige Fremdkomposition dieses Albums von Billy Bragg stammt.
Aber das John Lennon sehr ähnliche Timbre von Mastermind Matthew J Tow lässt sich nicht überhören, zumal er gerne auch mal sehr ähnlich phrasiert.

Selbstredend darf "Myriad" aber nicht als Plagiat missverstanden werden, vielmehr zelebriert die Band darauf den seit ihren Anfängen Ende der 1990er Jahre präferierten psychedelisch angehauchten Pop Rock-Sound der Sixties, bevorzugt in einer explizit britischen Ausprägung und mit hochklassigem Songwriting umgesetzt, für welches das Rolling Stone Magazin auch schon mal Vergleiche mit Ray Davis, David Bowie, John Lennon und Paul McCartney heranzog.

In einem Interview anlässlich der Veröffentlichung von "Myriad" antwortete dann Matthew J Tow auf die Frage, ob solche Vergleiche für ihn eher ein Fluch oder Segen seien: »Wenn es um Songwriting geht, bin ich im Vergleich zu diesen Jungs nur eine Fliege auf dem Rücken eines Büffels.«
Diese erfrischende Selbsteinschätzung macht das leider nur halbstündige Mini-Album umso sympathischer, zumal im weiteren Verlauf auch durchaus hoffnungsvollere und hellere Klänge zu vernehmen sind. In "Modern Life Is Killing Me" erklingen sogar kurzfristig eruptive Saitenklänge und ansonsten werden hier einer Band wie Oasis gnadenlos deren Grenzen aufgezeigt, während bei "Walk Away" der ewig unterschätzte George Harrison zu seinem Recht kommt. Ganz zum Schluss lugt dann tatsächlich auch noch David Bowie verschmitzt um die Ecke.

Fazit: Brit Pop vom Feinsten, mit leicht psychedelischer Nostalgienote und galant in melodiöse Kleinode von heute mit viel Liebe, Freundlichkeit und Moll gekleidet.


Line-up The Lovetones:

Matthew J Tow (vocals, guitars)
Christopher Cobb (drums)
Matthew Sigley (bass, keyboards)
Tim Kevin (guitars, piano, keyboards, vocals)
Nic Dalton (mandolin)

Tracklist "Myriad":

  1. The Circle Turns (04:57)
  2. About The Girl (03:27)
  3. The Milkman Of Human Kindness/Caylus 74 (04:02)
  4. Everything You’ve Ever Had (04:45)
  5. Rescue (02:33)
  6. Modern Life Is Killing Me/Caylus [Reprise] (04:30)
  7. Walk Away (03:22)
  8. I’ll Never Be That Guy (03:14)

Gesamtspielzeit: 30:50, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Olaf 'Olli' Oetken

Beiträge im Archiv
Hauptgenres (Hard Rock, Southern Rock, Country Rock, AOR, Progressive Rock)

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