«

»

Road Crew / Rock’n’Roll Train – CD-Review

Road Crew - "Rock'n'Roll Train" - CD-Review

Der Verfasser dieser Zeilen hat eigentlich immer schon frei von Scham zugegeben, dass ihn der Tod des ehemaligen Motörhead-Chefs Lemmy Kilmister (R.I.P., unter anderem auch Ex-Hawkwind, Ex-Sam Gopal) seinerzeit emotional doch recht hart getroffen hatte. Und wenn es ab dem 28. Dezember 2015 etwas gab, mit dem er bauchmäßig fast überhaupt nichts anfangen konnte, dann waren es Bands die versuchten, exakt wie Motörhead zu klingen. Aber gut, auch hier gilt wahrscheinlich der alte Spruch, dass die Zeit viele, wenn nicht gar alle Wunden heilt. Wie ich überhaupt drauf komme? Weil mir nun das Album "Rock’n’Roll Train" der aus Schweinfurt stammenden Band Road Crew vorliegt. Den drei Musikern scheint es beim Ableben von 'Uncle Rotter' wohl ähnlich wie dem Rezensenten gegangen zu sein, da sich die Combo exakt am oben erwähnten Todestag des Briten, wahrscheinlich spontan, gründete.

Und wie zu erwarten klingt hier fast jede Zutat nach Motörhead. Es ist alles da: die donnernden Drums, der herzhaft-gnadenlose Bass, die Riffs wie Hagelkörner abfeuernde Gitarre sowie auch die rauen und dennoch so melodischen Vocals von Micky Wehner. Die insgesamt zehn Tracks kommen dabei durchaus überzeugend rüber und gehen darüber hinaus auch noch fantastisch ins Ohr. Am nächsten kommen die Franken der »Besten 'Schlechtesten Band der Welt’« (wie Motörhead mal von einem englischen Musik-Magazin genannt wurde) bei Stücken wie "Hey, Hey", dem Opener "FCKU", "Killers" und "On The Road", wobei der Titeltrack ebenfalls ganz fantastisch im Ohr hängen bleibt. Witzigerweise versteht es der Gitarrist Mario in manchen Nummern sogar, Stilelemente von sowohl Phil Campbell, als auch 'Fast' Eddie Clarke (R.I.P.) unterzubringen. Und selbstverständlich darf auf dieser Platte auch ein Stück mit dem Namen "Tribute To Lemmy" nicht fehlen.

Nimmt man die Scheibe etwas genauer unter die Lupe, kommen jedoch durchaus auch ganz eigene Markenzeichen der Road Crew (beispielsweise der Gesang bei "Rock’n’Roll Train") oder andere Einflüsse (Saxon, Iron Maiden) ans Tageslicht. Witzigerweise erinnert eine Zeile aus "Raising Hell" sogar mal an Kiss (aus »I’m a dancer, a romancer, I’m a capricorn and she’s a cancer« wird bei den Deutschen allerdings »I’m a rager, another pager [?], I’m a motherfuckin' freak of nature…«). Aber das sind eher Feinheiten, die der Hörer mit einem breiten Lächeln zur Kenntnis nimmt und genießt. Denn das Trio macht seine Sache so gut, dass man erst gar keine Lust verspürt, hier oder da mal was zu kritisieren. Rock’n’Roll ist angesagt, schnell, hart, laut und kompromisslos.

Letzten Endes ist "Rock’n’Roll Train" eine sehr geile Scheibe geworden, wenn man sich nicht daran stört, sondern eher erfreut, dass sich Road Crew fast exakt wie Motörhead anhören. Was selbstredend voll und ganz so gewollt war. Kurz und knackig, trocken auf den Punkt und das Ganze mit jeder Menge Power, Spielfreude und positiver Energie versehen, ist dann leider nach einer guten halben Stunde der Spaß schon wieder vorbei. Da tastet sich der rechte Zeigefinger des Rezensenten doch wie automatisch immer wieder in Richtung Repeat-Taste, denn dieses Album lohnt sich, öfter (und am besten laut!) gehört zu werden.

Noch ein letzter Tipp: Am 28. Dezember 2022 findet im Stattbahnhof Schweinfurt ein Gedenk-Konzert zu Ehren von Lemmy Kilmister statt. Neben Road Crew (als Headliner) werden noch Shot Crew, Melting Batteries, Horny Arbiter sowie Dead Man’s Face am Start sein.


Line-up Road Crew:

Micky (bass, lead vocals, guitar solo – #4, 10)
Mario (guitars, background vocals)
Michi (drums, background vocals)

Tracklist "Rock’n’Roll Train":

  1. FCKU
  2. Rock’n’Roll Train
  3. The Day That You Die
  4. Killers
  5. Tribute To Lemmy
  6. Hey, Hey
  7. Voice In The Sky
  8. Power Of The Soul
  9. Raising Hell
  10. On The Road

Gesamtspielzeit: 33:39, Erscheinungsjahr: 2022

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
Meine Beiträge im RockTimes-Archiv
News
Meine Konzerberichte im Team mit Sabine
Mail: markus(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>